Im Februar diesen Jahres sind wir mit der ganzen Familie nach Frankreich gezogen. Aufs Land. Wir sind in ein Haus gezogen, das von anderen Leuten gebaut wurde, und diese Leute haben vor über 35 Jahren einen Garten dazu angelegt, nach ihrem Geschmack und ihren Bedürfnissen. Es war ihr Garten.
Der Garten besteht aus zwei Teilen, dem vorderen, dem schönen Garten und dem dahinter gelegenen Acker. Am Ende des Ackers befindet sich der Schuppen mit dem Hühnerstall.
Dort und auf dem Acker leben drei Seidenzwerghühner namens Kate, Lizzy und Pippa. Bei ihrem Aussehen hielten wir es für angebracht, sie nach den Ladies des englischen Königshauses zu benennen.

Unsere Vorbewohner waren zum großen Teil Selbstversorger. Der Acker ist in einen schattigen Teil für die Kartoffeln und einen sonnigen für Kohl, Salat und sonstiges Gemüse unterteilt. In einem extra Lagerraum in unserem Keller gibt es verschiedene Fächer für langes Überwintern von Äpfeln, Kartoffeln und Zwiebeln. Als wir im Dezember das Haus besichtigten, war das Kartoffelfach noch locker gefüllt, und in der Küche köchelte gerade eine Zwiebelsuppe, natürlich aus eigenem Anbau. Das Paar hat alles selbst angebaut und verwertet, was aus dem Garten kam. Deshalb findet man auch im ganzen Garten verteilt Obstbäume, wie Apfel, Birne, Aprikose, Pflaume und Feige. Der Hühnerstall war natürlich nicht zur Belustigung da, sondern lieferte Eier und Fleisch. Im Schuppen sind zudem Kaninchenställe zu finden, selbsterklärend, wozu sie dienten. Unsere Hühner sind wohl eher Geflügel zur Zierde, obwohl sie kleine wunderbare Eier legen. Wenn sie nicht gerade glucken, dann bekommen wir jeden Tag ein Ei, um die Osterzeit waren es sogar fast drei Eier täglich. Diese drei Damen bewohnen den hinteren Teil des Gartens und beleben ihn auf eine wunderbare Weise. Denn so gehen wir jeden Tag nach dem Rechten sehen, säubern den Stall und füllen Futter und Wasser auf. Sie danken es uns, indem sie, sollte es einmal trockene Mehlwürmer geben - eine absolute Delikatesse - uns diese aus der Hand fressen.

 

 

Die große Herausforderung, vor der wir aber stehen, ist es, diesen Garten zu „entspießen“.
Er ist sehr akkurat angelegt mit kleinen Mauern, einem betonierten Weg und streng unterteilt in den schönen Garten und die Nutzfläche. Der erste Instinkt sagte mir: „Igitt, ich mach das alles platt, das ist so spießig und festgelegt“.  Schnell musste ich feststellen, dass das nicht funktionieren wird, zu aufwendig. Es bräuchte zu viel Zeit, Kraft und Geld. Also habe ich beschlossen, das Beste daraus zu machen und es auf mich zukommen zu lassen.
Hier und da setze ich mal eine Pflanze um, zupfe etwas raus oder bringe die kleinen, im Frühjahr von mir aus Samen gezogenen Setzlinge in die Erde. Einen Farbflecks hier und da addiere ich nach meinem Geschmack. Und dann betrachte ich meine kleinen Setzlinge und bin sehr stolz auf sie.

Und eines lehrt mich der Garten: Nichts geht schnell schnell, sondern baucht Zeit. Die kleinen Setzlinge werden wohl in diesem Herbst erst zu kleinen Pflänzchen gewachsen sein, und erst im nächsten Jahr zu prächtigen Pflanzen heranwachsen. Und obwohl wir dieses Jahr bereits über Wochen unseren eigenen Salat verspeist haben und zur Erdbeerzeit jeden Tag eine Handvoll pflücken konnten, stelle ich meine Gemüsegartenträume hinten an. Denn eine Sache habe ich zudem gelernt: Wenn man ernten möchte, muss man sähen, pflegen, pflanzen, gießen und Muße haben.

Noch vor Kurzem hätte ich von mir selbst behauptet, dass ich recht pflanzenkundig bin. Ich bin selbst mit einem Garten aufgewachsen und hege eine gewisse Passion für die Flora und Fauna, die uns umgibt. Doch seitdem wir einen Garten haben, werde ich eines Besseren belehrt. Ich weiß nicht viel, allenfalls ein bisschen.
So bin ich momentan mit dem zufrieden, was neu aus dem Boden sprießt und betrachte es und plane in meinem Kopf, wie ich nächstes Jahr das, was ich dieses Jahr gelernt habe, in die Tat umsetzen werde, Stück für Stück und sehr langsam.  




 


 

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